
Nie wieder ist jetzt, so begann Dirk Riesner von der Gewerkschaft ver.di
seine Ansprache vor 150 Teilnehmenden an der 4. Oeventroper Mahnwache.
Er betonte, dass Vielfalt eine Bereicherung für alle Menschen ist und
Toleranz der Grundpfeiler für ein harmonisches und frievolles Leben.
Auch die Gewerkschaften setzen sich für den Frieden und für unsere
Demokratie ein. Deshalb sei es richtig und wichtig, Flagge zu zeigen und
für die gesellschaflichen Werte einzutreten. Erfreut zeigte sich Dirk
Riesner, dass die Zivilgesellschat die Zeichen der Zeit erkannt hat und
ihre Vorstellungen von einem lebenswerten Deutschland auf die Straße
bringt. Schon als Kind, das im Ruhrgebiet aufgewachsen ist, sei es
normal gewesen, mit aus anderen Kulturkreisen stammenden Kindern groß zu
werden. Die Herkunft, die Religion oder die Hautfarbe spielten keine
Rolle, wenn man gemeinsam gespielt, gefeiert oder gelacht hat. “Kein
Mensch ist illegal”, so Dirk Riesner weiter. Er bedankte sich zum Schluß
seiner Ansprache dafür, dass sich in Oeventrop Menschen zusammenfinden,
um für unsere Demokratie, für Vielfalt, Offenheit und Toleranz zu
demonstrieren.
Zum Abschluss der Mahnwache kam der Ortsheimatpfleger Willi Linn zu
Wort. Er trug Passagen aus dem Gedicht “Das Lied von der Erde” von Yura
Soyfer vor. Eindrucksvoll schilderte Willi Linn seine Erinnerungen aus
der Kindheit. Er berichtete von gequälten und leidenden Verschleppten im
2. Weltkrieg, vor allem aus Russland und der Ukraine. Über 400 von ihnen
waren als Zwangsarbeiter bei der ehemaligen HIAG in Oeventrop
beschäftigt. Willi Linn erinnerte sich aber auch an Bombenangriffe und
die Erzählungen von Erwachsenen, die über die Reichskristallnacht auch
in Oeventrop berichteteten. Willi Linn schilderte auch an die
amerikanischen Soldaten und die Not in der Nachkriegszeit. Willi Linn
ging in seinem Vortrag auch auf die Strukturen und die Bildung in der
Bundesrepublik Deutschland ein und berichtete über vielfältige
Arbeitsmöglichkeiten, über den wachsenden Wohlstand und die neue
Freiheit aber auch über bessere Bildungsmöglichkeiten. Leider sei aber
be i einigen noch das Nazi-Gedankengut in den Köpfen. Willi Linn warnte
angesichts der aktuellen Ereignisse davor, dass unser Leben wieder in
diese unglückselige Zeit zurückgeführt wird und Hass gegen Mitmenschen
gesät wird. Er forderte, dass das Licht bei “Hitlers” endlich
ausgeblasen wird und die Vernunft über Arroganz und Dummheit siegt. Zum
Abschluss betonte der Oeventroper Ortsheimatpfleger, dass alle sich für
ein Zusammenleben in Toleranz und gegenseitigem Respekt begegnen sollen
und andere Lebensformen und Religionen aktzeptiert werden und wir
weiterhin Verfolgte und Bedrohte unterstützen.
Text: Gerd Stodollick
Fotos: Hermann Löser
