Hier fällt ein Stück „Oeventroper Dorfgeschichte“ dem Abrissbagger zum Opfer

Es war zwar schon seit letztem Jahr bekannt und trotzdem muss jetzt die Oeventroper Bevölkerung wehleidig zusehen, wie ein Stück Oeventroper Dorfgeschichte dem Erdboden gleich gemacht wird.

„Alter Gasthof Dicke“ oder „Bei Harry“
*„An der Ecke Dinscheder- und Glösinger Straße, lag der zweitälteste Gasthof von Oeventrop und wurde 1838 von Caspar Anton Dicke erbaut. Die Gasthofkonzession erhielt er am 05. Mai 1843. Das ausgeschenkte, obergärige Braunbier kam aus der hauseigenen Brauerei. Der Kühlkeller lag ein paar hundert Meter entfernt beim Haus Bette am Dinscheder Bach. Dieses Bier wurde bis zum Ende des 19. Jahrhunderts gebraut und ausgeschenkt.
Nachfolger waren der Sohn Franz Dicke, dessen Sohn Josef Dicke, dann seine Schwester Maria Osthoff, zuletzt deren Tochter Maria, die mit Franz Orgelmacher verheiratet war. Franz Orgelmacher, geboren in Neheim, war ein vielseitig interessierter Gastronom, der in vielen Vereinen aktiv tätig war, besonders im 1931 gegründeten Verkehrsverein. Der Gasthof war immer ein zentraler Ort in Oeventrop, der sehr guten Zuspruch hatte. Er war Verkehrs- und Vereinslokal vieler Oeventroper Vereine.
Franz Orgelmacher starb 1965 bei einem Jagdunfall, wonach die Gaststätte von verschiedenen Pächtern u.a. Willi Lieber, Theo Krings und Theo Heimeshoff betrieben wurde, bis 1986 die Gaststätte vom holländischen Ehepaar „Harry“ und Roswitha Keur erworben wurde. Bekannt blieb der Gasthof Dicke oder „Harry“ durch die gute Küche (vor allem Fischgerichte).*

*Quelle: AKO (ArbeitsKreisOrtsgeschichte)

Nach dem Tod von Harry, führte seine Frau Roswitha mit Sohn Klaas bis 2024 die Gaststätte weiter, bis es dann im Herbst hieß: „Abschied nehmen von dieser Kultkneipe.“ Der „Alte Gasthof Dicke“ oder „Bei Harry“ war in den über 180 Jahren immer ein Treffpunkt für die Oeventroper Bevölkerung, Zwischenstopp für die Radfahrer entlang des Ruhrtalradweges, Fernseh- Fußballstudio, Vereinsversammlungen, Familien- und Geburtstagsfeiern usw.

Die Oeventroper Bevölkerung verliert ein weiteres Stück: „Oeventroper Dorfgeschichte“

Text und Fotos: Ronald Frank