Oeventroper setzten mit der Lichterkette ein deutliches Zeichen gegen Rechts und Rassismus

Alle Redner apellierten an die Teilnehmer, unbedingt an der Europawahl teilzunehmen, um den rechten Rand zu schwächen

Etwa 700 Oeventroper Bürgerinnen und Bürger waren dem Aufruf der Oeventroper Flüchtlingshilfe gefolgt und zu der großen Kundgebung auf dem Antreteplatz an der Schützenhalle erschienen.

Der Bezirksausschussvorsitzende Gerd Stodollick begrüßte die große Schar der Demonstranten mit den Worten:

Wir von der Flüchtlingshilfe Oeventrop wollen vor der Europawahl am 9. Juni 2024 ein deutliches Zeichen für unsere Demokratie, für unsere Freiheit und unsere Grundwerte und -rechte setzen. Wir bitten alle Bürgerinnen und Bürger von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen und die demokratischen Parteien zu wählen und nicht extremistische und populistische Gruppierungen. Gleichzeitig ist uns wichtig, für ein friedliches Miteinander und für den Frieden in der Welt einzutreten.

Zitat Erich Ferstl (deutscher Filmmusikkomponist): Solange uns das Menschliche verbindet, ist egal, was uns trennt.

Nächste Rednerin war Monika Kraas, die eine Rückschau auf die bislang 7 Mahnwachen hielt, die in den letzten Monaten in Oeventrop abgehalten worden waren.

Sie ging kurz auf die verschiedenen Themen der Mahnwachen ein und skizzierte kurz deren Charakter. Frau Kraas zeigte sich erfreut über die großer Resonanz am gestrigen Abend und sagte:

  • 1. Mahnwache 29.01.2024 – Bürgermeister Ralf Paul Bittner betonte, dass Menschen aus 100 unterschiedlichen Ländern in Arnsberg friedlich zusammenleben. Ohne Beschäftigte mit Migrationshintergrund sei die Wirtschaft in ihrer Existenz bedroht.
  • Die 2. Mahnwache der Kinder der Grundschule Dinschede stellten mit der Lehrerin Barbara Vielhaber-Hitzegrad ihr Toleranz-Projekt vor.
    Wir denken noch heute an ihre Klarheit beim Vorstellen der Werte u.a. von Liebe, Frieden, Respekt, Toleranz, Akzeptanz und Freiheit.
  • In der 3. Mahnwache ging Pfarrer Wolfram Siewert von der evangelischen Kirche auf das Grundgesetz ein und stellte heraus, dass die Würde des Menschen unantastbar ist. Hass würde nur Gegenhass provozieren.
  • Die 4. Mahnwache begann Dirk Riesner von der Gewerkschaft ver.di mit dem Satz: Nie wieder ist jetzt „Es sei richtig und wichtig, Flagge zu zeigen und für die gesellschaftlichen Werte einzutreten.“
  • Bei der 5. Mahnwache betonte Jakob Wrede von der kath. Jugend/Lagerleiter, wie wichtig es ist gegen Hass, Diskriminierung, Ausgrenzung und Ausländerfeindlichkeit vorzugehen!
  • Schützenoberst Rainer Mühlnickel fand in der 6. Mahnwache deutliche Worte gegen Kriege und den immer stärker werdenden Extremismus und Hass in der Gesellschaft.

    „Gehen Sie wählen für unser Land und unsere Demokratie, die schon sehr lange Zeit nicht so bedroht war, wie heute“!!!
  • In der 7. Mahnwache betonte Benno Susewind vom Tus Oeventrop, dass die Vereine die Säulen des sozialen Zusammenlebens seien, als „Schule der Demokratie“. Ulla Schneider stellte fest, dass im Sport und in der Demokratie der Gegner als Partner gesehen wird, dessen Würde selbst im härtesten Wettstreit zu achten ist.

Monika Kraas bedankte sich bei allen Rednerinnen und Rednern für ihre deutlichen Worte!

Und auch allen, die Gedichte, Lieder und eigene schreckliche Erfahrungen vorgestellt haben!

Außerdem bedankte sie sich bei Barbara Vielhaber-Hitzegrad, Silvia Pöttgen, Sigrid Opitz und den Grundschulkindern für die Worte, die in den virtuellen Mahnwache vorgestellt wurden, welche über www.oeventrop.de

Bedanken möchten wir uns auch bei der Bruderschaft, der Stadt Arnsberg, Stefan Schürmann und allen die bei all diesen Kundgebungen beteiligt waren.

Ihr Lob ging auch an die Menschen, die unsere Mahnwachen besucht haben! Ohne euch hätten diese nie stattgefunden!

Gehen Sie am Sonntag zum Wählen und setzen Sie ein eindeutiges Signal für den Frieden, indem Sie eine demokratische Partei wählen!

Nach den Worten von Frau Kraas übergab Moderator Gerd Stodollick das Wort an Bürgermeister Ralf P. Bittner.

Dieser sagte:

Liebe Oeventroperinnen und Oeventroper,
liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer!

Wir haben uns hier heute versammelt, um vor den anstehenden Europawahlen am kommenden Sonntag einmal mehr ein deutliches und so wichtiges Zeichen zu setzen. Ein Zeichen für Frieden in Europa und auf unserem Kontinent. Ein Zeichen für Toleranz und Offenheit. Für Vielfalt. Für Gerechtigkeit. Ein Zeichen für Menschlichkeit und Respekt. Für Rechtstaatlichkeit und Stabilität. Für unsere Demokratie.

Lassen Sie uns gemeinsam diese Werte bekräftigen. Und lassen Sie uns gemeinsam einstehen für eine friedvolle Welt. So wie wir es heute hier in Oeventrop tun.

Ich möchte an dieser Stelle der Flüchtlingshilfe Oeventrop e.V. großen Dank sagen für die Organisation der heutigen Veranstaltungen. Herzlichen Dank an alle Mitwirkenden.

Dankeschön auch Ihnen und euch, die heute gekommen sind, um gemeinsam ein Zeichen zu setzen – „Wir in Oeventrop“. Dass sich hier und heute so viele Menschen versammelt haben, gibt mir ein gutes Gefühl. Ihre und eure Teilnahme ist ein klares Bekenntnis für die Demokratie und den Frieden. Ja – für Europa.

Europa ist mehr als ein Erdteil mit fast 50 Ländern und rd. 800 Millionen Bewohnerinnen und Bewohnern. Europa ist eine Gemeinschaft von Staaten, die eben diese Werte, die ich zu Beginn genannt habe, verbindet. Hierfür steht Europa!

Und genau diese Werte sind es, die die Basis der Europäischen Union mit ihren mehr als 500 Millionen Bewohnerinnen und Bewohnern bilden.

2012 wurde der Europäischen Union der Friedensnobelpreis verliehen. Die Erklärung des Nobelkomitees lautete damals: „Die EU hat aus einem Kontinent des Krieges einen Kontinent des Friedens gemacht“. Und weiter hieß es in der Begründung: „Die EU und ihre Vorgänger haben über mehr als sechs Jahrzehnte zur Förderung von Frieden und Versöhnung, Demokratie und Menschenrechten in Europa beigetragen”.

Heute spüren wir deutlich: Die Zeiten haben sich verändert. Sie sind herausfordernd für jede und jeden von uns. Sie erfüllen uns mit Sorge.

Wir stehen vor globalen Herausforderungen, die wir nur gemeinsam angehen und bewältigen können.

Unsere Grundwerte werden in Frage gestellt. Vielmehr noch – sie werden auf den Prüfstand gestellt. Was gerade noch selbstverständlich schien, nämlich der Friede in Europa, ist heute fragiler denn je.

Um uns herum gibt es Unruhen, herrschen Kriege und Krisen. Die weltpolitische Lage erfüllt uns mit großer Sorge.

Umso wichtiger und dringender ist es, dass wir als Gesellschaft, die wir einstehen für unsere demokratischen Werte, geschlossen ein sichtbares Zeichen für unsere Demokratie setzen. Für ein friedvolles Europa. So wie wir es heute hier in Oeventrop tun. Wir dürfen nicht tatenlos zusehen, wie unsere Demokratie mit Füßen getreten wird.

Nein – wir müssen handeln. Wir müssen aktiv werden. Wir müssen deutlich machen, dass wir für unsere Werte einstehen. Dass wir an unseren Zielen festhalten. Wir müssen uns gemeinsam gegen jede Form von Hass und Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus stellen. Und zwar jetzt!

Wir müssen unsere Demokratie verteidigen. Gemeinsam und mit allen Kräften. Denn Demokratie ist weit mehr als ein System. Mehr als eine Staatsform. Demokratie ist eine Lebensweise, eine Lebensform, die auf Toleranz und Gleichberechtigung beruht. Demokratie bildet die Basis für unser freiheitliches Leben. Niemals -ich betone- niemals darf diese untergraben werden.

Werte wie Toleranz, Offenheit, Vielfalt – sie gilt es zu verteidigen.

Vielfalt – religiöse, ethnische und kulturelle Vielfalt- sind wichtig. Vielfalt bereichert nicht nur die Gesellschaft. Vielfalt bereichert unser Leben. Sie ist eines der wesentlichen Merkmale unseres freiheitlichen Lebens.

Jede und jeder von uns -ganz gleich welcher Nationalität, welchen Geschlechts oder welcher Religion- leistet ihren und seinen Beitrag zur Vielfalt. Sie gilt es zu schützen. Ganz besonders in diesen herausfordernden Zeiten, in denen immer wieder Einfluss genommen wird, die Gesellschaft zu spalten. Nur durch unser gemeinsames engagiertes Handeln schaffen wir es, dem entgegenzuwirken.

Offenheit – ein ebenso wichtiges Gut. Nennen möchte ich hier die gesellschaftliche Offenheit, die so wichtig und bedeutsam ist. Und die wir mit gemeinsamen Kräften verteidigen müssen. Nennen möchte ich die „grenzenlose Zusammenarbeit“ und den „freien Handel“, ohne die wir letztlich den viel zitierten Wohlstand in Europa nicht erhalten könnten.

Toleranz – sie beginnt im Kleinen. Akzeptieren und rezeptieren, wenn jemand anders ist als man selbst. Oder nicht den sog. gesellschaftlichen Normen entspricht. Wer auch immer diese festgelegt.

Toleranz – aber auch im Großen. In unserer multikulturellen Gesellschaft. Die so bereichernd ist. Nur wenn wir tolerant sind, einander lassen, wie wir sind, ist ein harmonisches und friedvolles Miteinander und Nebeneinander möglich.

Rechtstaatlichkeit – ein wichtiger und wesentlicher Grundsatz unserer Demokratie. Sie gibt uns die Sicherheit, dass sämtliches staatliches Tun auf der Grundlage geltenden Rechts erfolgt. Das Prinzip der Gleichbehandlung der Menschen vor dem Gesetz. Rechtsstaatlichkeit beinhaltet ebenso den Schutz unserer Grundrechte. Und den Schutz der Menschenrechte. Unerlässlich für eine gut funktionierende Demokratie.

Nochmal: Diese Werte müssen wir schützen. Müssen wir verteidigen. Mit allen uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten.

Dazu gehört auch das Wahlrecht.

Das Wahlrecht ist ein so hohes und wertvolles Gut. Es ist ein Privileg. Und in gewisser Weise auch eine Verantwortung. Es ist eine Möglichkeit für uns als Bürgerinnen und Bürger, an der politischen Willensbildung teilzuhaben.

Die Wahlen sind eine Chance für uns alle. Eine Chance, auf den europäischen Weg der nächsten Jahre Einfluss zu nehmen.

Vielleicht mag sich die eine oder andere denken, dass es auf „die eine Stimme mehr oder weniger“ nicht ankommt. Aber das ist falsch. Jede Stimme ist wichtig. Und jede Stimme zählt.

Deshalb: Gehen Sie -wenn Sie nicht schon von Ihrer Briefwahlmöglichkeit Gebrauch gemacht haben- am 09. Juni wählen! Nur so können wir – wie schon gesagt – die Richtung der Europäischen Union gemeinsam mitentscheiden und mitgestalten.

Nach seiner Rede übergab der Bürgermeister das Mikrofon an seinen Stellvertreter Peter Blume. Dieser sagte:

Verehrte Mitglieder, Freunde und Förderer der Flüchtlingshilfe Oeventrop,
sehr geehrter Herr Bürgermeister, lieber Ralf Bittner,
iebe Mitbürgerinnen und Mitbürger aus Oeventrop und Umgebung,
meine sehr geehrten Damen und Herren!

Ich begrüße Sie hier vor der Schützenhalle in Oeventrop zu heutigen Kundgebung für Frieden und Demokratie, für Vielfalt, für Offenheit und Toleranz. Ich freue mich, dass Sie in so großer Zahl den Weg hierher gefunden haben, um miteinander ein Zeichen zu setzen, ein Zeichen gegen Krieg und Gewalt, ein Zeichen für ein friedliches Miteinander unter den Menschen, hier im Kleinen, in unserem Mikrokosmos, aber auch für den Frieden unter den Völkern im Großen, ein Zeichen für eine Kultur der Vergebung und Versöhnung, ein Zeichen für einen gerechten Frieden in Freiheit.

Ich bedanke mich ganz herzlich für die Einladung der Flüchtlingshilfe Oeventrop, namentlich bei meinem Ratskollegen Gerd Stodollick. Bei der Abstimmung über den Ablauf dieser Veranstaltung sind wir übereingekommen, uns in den Wortbeiträgen kurz zu fassen und uns nicht in politischen Details zu verlieren. Es geht heute nicht darum, wer zu welchem Zeitpunkt etwas getan oder nicht getan hat oder hätte vielleicht tun können oder tun sollen.

Ich denke es geht heute Abend vielmehr darum, dass wir gemeinsam aufstehen, dass wir zusammenstehen, dass wir erkennen und benennen, was uns die Medien tagtäglich an Bildern in unsere Wohnzimmer transportieren : wir erleben spätestens seit dem russischen Angriff auf die Ukraine am 24. Februar 2022, und in der Fortsetzung der Spirale der Gewalt seit dem 7. Oktober 2023 durch den barbarischen Angriff der Hamas auf die israelische Zivilgesellschaft einen eingeleiteten und seitdem andauernden und weiter eskalierenden beispiellosen Zivilisationsbruch.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

was wir dort sehen, dass kann eine humane Gesellschaft nicht kalt lassen, und es lässt uns nicht kalt, nein es berührt uns, es beschwert uns, es beschämt uns und das ist gut so. Bis auf die Grundmauern zerstörte Städte in der Ukraine, die Bilder aus den überfallenen israelischen Kibuzzen aber natürlich auch die Städte in Gaza und das kann, das darf und das will ich hier nicht verschweigen, auch die Städte in Gaza, diese Orte stehen als Mahnmal für beispiellose Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung, Verbrechen die in ihrer Ausprägung und Intensität für viele, ich denke für die meisten von uns unvorstellbar waren.

Und ich bekenne an dieser Stelle ausdrücklich auch meine persönliche Naivität, die mir nach dem Fall der Berliner Mauer im Jahr 1989 und damit nach dem Ende des kalten Krieges, nach den glückseligen Bildern der deutschen Wiedervereinigung jegliches Vorstellungsvermögen von kriegerischen Auseinandersetzungen unter Menschen geraubt hat.

Die Freudentränen der deutschen Einheit waren noch nicht getrocknet, da entflammten die Auseinandersetzungen auf dem Balkan, der Golfkrieg brach aus, der islamische Staat rief zum heiligen Krieg aus, Bürgerkriege in Afrika, im Nahen und mittleren Osten zeichneten Bilder brutalster Zerstörung.

Gerade vor diesem Hintergrund wollen wir heute auch die anderen Krisenherde rund um den Globus in den Blick nehmen, wollen mahnen, bitten und beten um einen gerechten Frieden.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

dabei muss uns bewusst sein, dass ein gerechter Friede nicht zum Nulltarif zu haben ist. Er wird den Menschen allgemein, er wird aber besonders auch uns einiges abverlangen. Der Preis, den wir für einen gerechten Frieden zu zahlen bereit sind ist kaum verhandelbar. Er wird uns auferlegen, die Reichtümer dieser Erde zu teilen und besser zu verteilen. Das wird auch für uns Verzicht bedeuten.

Ich möchte Sie heute Abend dazu aufrufen einzustehen für einen gerechten Frieden in Freiheit. Ich möchte Sie einladen und motivieren auch ein wenig nachzudenken, über den Preis, den wir alle dafür zu zahlen bereit sind.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

wir sind auch hierhergekommen, um im Vorfeld der Europawahl ein klares Bekenntnis zur Demokratie abzulegen. Eine Staatsform, eine Form des politischen Wettstreites, auch des Miteinanders, an das wir uns in den letzten 75 Jahren seit der Verabschiedung des Grundgesetzes so wunderbar gewöhnt haben. Gleichwohl müssen wir zunehmend feststellen, dass unsere demokratische Kultur des Umgangs miteinander, die Kultur der Sprache, des Respekts vor der Meinung anderer, das Ertragen der Meinung anderer, dass diese Kultur mehr und mehr verblasst.

Das macht mir Angst.

Da helfen auch nicht nur die immer wieder beschriebenen Denkzettel für die Regierenden. Natürlich ist das nicht alles gut, was wir auf den unterschiedlichen politischen Ebenen hören, sehen und erleben. Es ist aber auch nicht alles schlecht und die Handlungsspielräume für die Akteure sind für uns oft nicht durchschaubar, dafür aber begrenzt.

In diesem Zusammenhang war es heute Morgen durchaus wohltuend, den gemeinsamen Aufruf von Gewerkschaften und Arbeitgebern auf dem Titelblatt der Tageszeitung zu lesen, in dem sie dazu aufrufen, das demokratische Spektrum auszunutzen und denen, die stumpfe Parolen gröhlen, die uns schon einmal an den Rand des Abgrundes geführt haben die rote Karte zu zeigen.

Lassen Sie uns beieinander sein und bleiben, im Geiste der Offenheit, der Vielfalt, der Toleranz und der Demokratie, im Geiste eines gerechten Friedens in Freiheit.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


Letzter Redner war der Vorstand des Caritas-Verbandes Arnsberg, Christian Stockmann. Er bedankte sich für das großartige Engagement der Oeventroper und für die Einladung wenige Tage vor der wichtigen Europawahl am 06.09.2024.

Seine eindrucksvollen Worte packten die Demonstranten, sie waren die richtige Stimulanz für die anschließende Menschenkette in der Kirchstraße.

Stockmann sagte:

Als Caritasverband setzen wir uns ein für Menschen in Not und am Rande der Gesellschaft; unabhängig von der Religion, Kultur oder Nationalität. Wir wollen, dass alle Menschen gleichwürdig Teilhabe und Respekt erfahren. Wir stehen für Vielfalt und begrüßen es, dass in unserem Verband 37 unterschiedliche Nationalitäten arbeiten. Vielen Dank dafür!

Wer sich gegen Menschen ausspricht und von Remigration schwärmt, wer Ausländer raus in bester Partylaune brüllt – egal ob auf einer Insel oder in den Bergen im Hochsauerland und wer über Exklusion und abwertend von Menschen mit Handicaps spricht (Stichwort Mönchengladbach), der hat mit heftigem Widerstand des Caritasverbandes und seiner 700.000 haupt. MA in ganz Deutschland zu rechnen.

Erlauben Sie mir bitte heute, kurz vor der wichtigen Europawahl, nicht nur als Caritas-Vertreter hier zu stehen, sondern auch etwas persönlicher zu werden.

Geschichte kann sich zwar nicht wiederholen, aber ähnlich verlaufen. Wenn wir nicht aufpassen und die Äußerungen der Demokratiefeinde überhören…:

Gerade weil es immer weniger Menschen gibt, die aus unserer deutschen Vergangenheit – aus eigenem Erleben heraus berichten können … fällt unserer Generation deshalb eine besondere Bedeutung zu, da wir die persönlichen Erlebnisse der Älteren noch selbst gehört und von ihnen erfahren haben.

Die jüngeren Generationen werden nur noch durch Erzählungen, durch Schulbücher oder … soziale Medien informiert. … Jedoch werden gerade über die sozialen Medien auch sachlich falsche und regelrecht absurde Inhalte – verbreitet, was manche Gruppierungen geschickt zur Polarisierung nutzen.

Ich habe noch vor über 35 Jahren eine Überlebende der NS-Zeit kennengelernt. Erinnere mich noch gut an Irmgard, die von ihrer Familie sprach, die trotz hohem eigenem Risiko jüdische Familien vor den Nazis versteckt hat. … (

Und als Zivildienstleistender habe ich Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten betreut. Ich war nie im Krieg, weiß aber seitdem welche Folgen Spielzeugbomben und Schmetterlingsminen an Kinderkörpern und -Seelen hinterlassen.  

Von daher sehe ich mit großem Dank die zahlreichen Kundgebungen und Demonstrationen sowie Mahnwachen in ganz Deutschland. Das Berliner Institut für Bewegungs- und Protestforschung berichtete, dass die Demons gegen Rechtsextremismus zu Beginn des Jahres „die größte Protestwelle in der Geschichte der Bundesrepublik“ war. (ersten Quartal 2024 gingen demnach mehr als 3,6 Millionen Menschen auf die Straße.)

Ich bin froh, dass wir alle auch heute hier stehen, um zu zeigen, dass wir gegen Krieg, Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung sind und dass sich unser demokratisches Verständnis von der AfD und anderen Gruppierungen deutlich distanziert, die Hass und Hetze schüren. 

Am 23.05.24 wurde das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland 75 Jahre alt. Diese Errungenschaft und ein freies Europa dürfen wir uns auf keinen Fall nehmen lassen. 

#niewiederistjetzt!             

Die Europawahl ist am kommenden Sonntag 09.06.24! 

Nach den Wortbeiträgen sangen alle gemeisam dreimal das Lied: Wir wollen Frieden für alle, bei dem sie durch einige Solisten vom Jungen Chor Oeventrop unterstützt wurden.

Wir wollen Frieden für alle
wir wollen Frieden für alle,
wir wollen Freiden für alle,
wir wollen Frieden, Frieden
Frieden für die Welt.

Danach formierten sich die Demonstranten zu einer Menschenkette in der Kirchstraße. Zum Abschluss sangen alle noch einmal das “Friedenslied”. Unter dem Geläut der Glocken der Pfarrkirche endete die eindrucksvolle Menschenkette. Man spürte, wie angefasst, aber auch, wie zufrieden die Teilnehmer darüber waren, dass sie an dieser Mahnwache mit Menschenkette teilgenommen hatten.

Die Organisatoren können sich glücklich schätzen, über dieses gelungene Zeichen für Demokratie, Frieden und Freiheit!

Text und Fotos: Franz-Josef Molitor

Alle Bilder finden Sie unter diesem Link:

Menschenkette 3.6.2024_09261