Kessemeier Gedichte auf dem Poesiepfad Rumbeck – eine Nachlese

Insiderwissen aus dem Schaffensprozess des Autors Siegfried Kessemeier erfuhren die überaus zahlreichen Besucher bei der Eröffnung der jüngsten Frühjahrsedition auf dem Poesiepfad Rumbeck. Carin Kessemeier, Witwe des Autors, und seine Schwester Ruth berichteten: „Die Krähe in den hohen Eichen auf dem Nachbarhof wurde beim Schreiben zum „ollen Schniewelschnawel“ und die schneebedeckten Hagebutten in der winterlichen Hecke zu „ schwatten Madönnekes“.
Aus solch trivialen Beobachtungen schuf der Autor die Protagonisten seiner lyrischen Texte. Auch die heimatlichen Orte Dorfstraße, Ladestrang, Dorfbach, Bahnhof und Kirche… waren für ihn der Anstoß beim Schreiben.
Aber er war „kein Heimatdichter“, „volkstümliche Provinzpoesie und Heimatpathos“ waren ihm fremd. Kessemeier meint viel mehr, als es flüchtig betrachtet scheint. Als sensibler Beobachter der oft unmerklichen Veränderungen in der Landschaft, im Denken der Menschen, in geschichtlichen Abläufen war er immer auf der Suche nach dem tiefer liegenden Sinn. Auf den ersten Blick ist der „olle Schniewelschnawel“ ein den Kindern Angst einflößendes Tierwesen, das alles sieht und überwacht, verpackt in einem Kindergedicht mit zweifelhafter erzieherischer Absicht. Aber in seiner Deutungsoffenheit ist es kein Kindergedicht, sondern verweist u.a. auf die täglich zunehmende Überwachung des öffentlichen Lebens. Big brother is watching you. Während des Eröffnung Rundgangs ergaben sich entsprechend interessante Gespräche mit vielen Erinnerungen und vielen Deutungen.
Seit Frühlingsanfang sind 20 Gedichte des Autors, von denen die meisten zweisprachig verfasst sind, auf dem Poesiepfad ausgestellt. Ein großer Teil ist kongenial von der Illustratorin Sabrina Coppens (Köln) illustriert.
Vertreter des Arbeitskreises Ortsgeschichte Oeventrop – Klaus Schneider, Dr. Guido Weber und Ludwig Hoppe – trugen die Texte in Hochdeutsch und Plattdeutsch vor. Zusammengefasst sind Gedichte und Illustrationen in einer künstlerisch gestalteten Broschüre mit dem Titel: „es ändert sich was“.
Beide Aktionen: Broschüre und Poesiepfad sind eine posthume Würdigung des Lyrikers S. Kessemeier. Das Projekt wurde gefördert von der Bürgerstiftung Arnsberg.
Auf Wunsch bietet der Arbeitskreis für interessierte Gruppen Gesprächsspaziergänge über den Poesiepfad an (02937/354).
Die Broschüre – auch ein geeignetes Geschenk zu Ostern – ist zu erwerben in der Buchhandlung Vieth, im Convent Café Rumbeck, im Café Löwenzahn Oeventrop, Lottostelle im Widaymarkt und in der Tankstelle Grüne.
L.H.

Bildmitte die Witwe Carin Kessemeier, rechts Ruth Kessemeier (Schwester von Siegfried), Reiner Ahlborn

Eine der zahlreichen Tafeln am Poesiepfad