Friedel Wrede war eine Legende

Der letzte Gastwirt aus der Oeventroper Kneipen-Dynastie des vorigen Jahrhunderts ist gestorben

Friedel Wrede wurde 88 Jahre

Die Hotel und Restaurantgeschichte des Hauses Wrede (Wunnen) begann im Jahre 1921 mit der Eröffnung, in dem 1903 erbauten Haus, Wunne 1.

1952 übernahm Sohn Fritz mit seiner Frau Maria die Gaststätte mit Pension. Schon sehr früh (1958) musste der jetzt verstorbene Sohn Friedel mit seiner Frau Edeltraud, geb. Hein den Betrieb übernehmen.

Im gleichen Jahr wurde auch der Oeventroper Verkehrsverein gegründet, dem sich Friedel immer sehr verbunden sah. Der sich immer weiter verstärkende Tourismus, angefeuert von den Bielefelder Kurgästen, die in der Pension der Eheleute Paul Kordel über Jahrzehnte Aufenthalt fanden und durch die Expansion der Bauernfamilien Koch, Koßmann (Loins) und Weber-Vollmer (Almbauer) in das Gastgewerbe sah sich Friedel Wrede bemüßigt, sein Haus zu optimieren. Die Gästezimmer wurden komfortabel und zeitgemäß ausgestattet, ein Schwimmbad wurde im Haus installiert sowie der weit und breit einzige Minigolfplatz wurde eröffnet. Insbesondere waren es holländische Feriengäste die regelmäßig wöchentlich aus den Niederlanden ins Sauerland gekarrt wurden. Einer von ihnen ist dauerhaft geblieben. Len van Rossen und die Wrede-Tochter Roswitha hatte Gefallen aneinander gefunden und hier eine Familie gegründet.

Gemeinsam mit dem Gründer des Verkehrsvereins, Josef Bauerdick und mehren Vorstandsmitgliedern versuchten die engagierten Akteure die Oeventroper Hausbesitzer davon zu überzeugen, in die Zimmervermietung zu investieren. Die Worte fanden Gehör und es entstanden immer mehr Ferienquartiere in Oeventrop. Begünstigt wurden die Besucherzahlen durch die, vom damaligen großartigen Verkehrsamtsleiter Wolfgang Klaus in Arnsberg ins Leben gerufene „Aktion mit Pfiff“. Diese beinhaltete eine Leiterwagenfahrt, ein rustikales Büfett im Knappensaal, ein „Festmenü bei Kerzenschein“ im Kurhotel auf dem Klosterberg oder eine große Sause in der Arnsberger Schützenhalle. An den Wochenenden von April bis Oktober in den 70er Jahren spielten an jedem Wochenende 4 Tanzkapellen zur Unterhaltung der teilweise bis zu 400 Gäste! Diese fanden natürlich nicht alle ein Bett im schönen Arnsberg und wurden auf die umliegenden Pensionen und Gästehäuser von Freienohl bis Bruchhausen verteilt. Friedel Wrede hatte zu diesem Zweck ein altes Gästehaus gekauft, in dem er zahlreiche Gäste unterbringen konnte.

Als nach vielen Jahren ein schwerer Unfall mit einem Leiterwagen in Arnsberg passierte, brach das ganze Kartenhaus in sich zusammen.

Friedel Wrede ließ sich aber nicht entmutigen, er stellte ein eigenes Unterhaltungsprogramm mit Leiterwagenfahrten auf die Beine, die zumeist in Glösingen starteten und im Rumbecker Mühlbachtal endeten. Unterstützt wurde er dabei maßgeblich von den engagierten Traktorbesitzern Heiner Niggemann und Albert Koßmann sowie teilweise bei Bedarf noch weiteren angemieteten Traktorfahrern.

Der Gasthof Wrede war berühmt für sein vorzügliches Essen! Unzählige Hochzeiten und Geburtstage wurden in den großen Räumen gefeiert. Die Glösinger Kompanie hatte dort ihr Hauptquartier genauso wie die Brieftaubenfreunde diesseits der Ruhr.

Nach dem frühen Tod der Ehefrau Edeltraud und der damals schon nachlassenden Reisetätigkeit von Ausflüglern und das, in einem immer schwerer werdenden Wettbewerb kleinerer Gastronomie hat Friedel Wrede bewogen, die Gaststätte in der Wunne 1990 zu schließen und baute sie zu einem Wohnhaus aus.

Friedel Wrede war ein Visonär

20 Jahre zuvor hatten Friedel Wrede und seine Frau gemeinsam mit Gerd Rickes und seiner Frau Ute die große Vision, unterhalb von Webers Bauer Richtung Flugplatz ein großes Hotel und angegliedertem Campingplatz zu bauen und zu eröffnen. Vom „Willinger Stern“ (1974 eröffn.) war damals noch keine Rede! Dieses angedachte große Projekt ließ sich damals aber nicht im Oeventroper Gemeinderat durchsetzen. Zum einen sprach die Hochwassergrenze, die man aber durch Anschüttung hätte anheben können, dagegen, zum andere gab es aber auch erheblichen Widerstand aus der Bevölkerung, der die bis dato schon vorhandenen zahlreichen Gäste, die samstags und sonntags im Trainingsanzug durchs Dorf schlenderten, „auf den Keks gingen“, sie wollten nicht, dass diese Zahlen noch weiter noch oben getrieben würden.

Am gestrigen Freitag wurde er auf dem Oeventroper Friedhof beigesetzt.

Mit dem Tod von Friedel Wrede hat Oeventrop seinen letzten Gastwirt des letzten Jahrhunderts verloren.

Mehr über Oeventrops Kneipen lesen Sie in der Kneipenbroschüre des AKO, von denen noch ca. 40 Stück bei mir käuflich zu erwerben sind (3 €).

Franz-Josef Molitor – Fotos: Herbert Hesse und Archiv AKO und Molitor